Das Feriendorf Golfo del Sole liegt am nördlichen Rande von Follonica und ist seit Jahren unsere Drehscheibe für die Ausfahrten in der wunderbaren Umgebung der Toskana.
(Bild: Strand Golfo del Sole)

7. - 14. Mai 2011: 17. Radrennwoche in Follonica (Toskana)

Radrennwoche in Follonica
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v.l.n.r. Lukas, Manuela, Henriette, André, Dominique, Peter

Wer kennt nicht "Golfo del Sole", das Frühjahrs-Hauptquartier des Radrennclub Basel in Follonica (Toskana). Hier traf sich auch dieses Jahr der harte Kern zum alljährlichen Frühlings-Trainingslager. Die einen kamen aus der sommerlichen Schweiz, wo fürs Wochenende Temperaturen gegen 28°C angekündigt waren, und der Schreibende aus seiner Sommerresidenz in Istrien (Kroatien).

Ursprünglich war die Follonica-Woche als Saison-Vorbereitung vorgesehen. Zurück zu den Ursprüngen, so könnte man das diesjährige Motto für Follonica bezeichnen, denn einige von uns hatten noch keine 100 km in den Beinen resp. im Hintern.

Familienweise bewohnten wir die Bungalows 167 (=mein Heim), 163 direkt am Sand-Strand und die Nummern 154 und 155 hoch auf den Dünen mit wunderbarem Blick aufs Meer und die Insel Elba.

Wir waren alle gespannt, was uns die neu renovierten Bungalows wohl bieten würden. Einig waren wir, dass sich die Eigentümer Mühe gegeben haben. Es gab wenig auszusetzen. Vielleicht an den Klappbetten, an deren hervorstehenden Metallgelenke man sich die Beine und Kopf anschlagen konnte. Aber dafür gabs neue, grosszügige Toiletten-Räume mit einem modernen Lavabo, und in der Küche ein Keramik-Kochfeld, ein grosser 120 Liter- Kühlschrank mit eigenem 30-Liter-Tiefkühlschrank, sowie eine Geschirrwaschmaschine. Eine Waschmaschine für unsere Trikots hätte uns mehr genützt.

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Der Sonnenschein liess die Temperaturen auf über 25°C ansteigen. Die kalte Bise, die in den ersten Tagen immer von vorne kam, trübte etwas die Fahrfreude, jedoch ab Dienstag war es dann wunderbar. Wir mussten uns mit Sonnencreme schützen, um nicht unanständig braun zu werden.

Die ganze Woche verlief glücklicherweise wiederum unfallfrei.

Der diesjährige Teilnehmerkreis hat sich zum vergangenen Jahr nur wenig veränder: Manuela und Lukas haben im letzten Jahr geheiratet und verfügen nun über einen wohlklingenden Familien-Namen "Andrea-Guidali". Während einer passiven Phase einer Ausfahrt habe ich vor mich hingeträumt, was wohl mit meinem Namen wäre, wenn die beiden mich adoptieren würden: "Massimo di Andrea-Guidali". Ein Wahnsinns Künstler-Name, leider hätte aber der "fäzige" Italo-Name nicht zu meinem Fahrstil gepasst.

Zu uns gestossen ist ganz unverhofft Peter Gisler, der unabhängig von uns ein Bungalow in Golfo del Sole buchte. Wer erinnert sich nicht an ihn, als er vor Jahren sich als einziger im Sattel halten konnte, als Renato Bevilacqua die Strassenkarte kurz verwechselte und uns als Abkürzung auf einer überhängenden Diretissima nach Massa Marittima hochschickte.

Teilnehmer:

Tagesberichte:

Samstag, 7. Mai: Anfahrt nach Follonica

Die Guidali's und Buchs's trafen bereits am Vormittag ein, konnten aber ihr Bungalow erst um 16 Uhr beziehen. Da sie die Wartezeit hauptsächlich an der Bar verbrachten, mussten wir aus Promille-Gründen auf den obligaten Begrüssungs-Apero verzichten, um sicherzugehen, dass uns unsere Beine bis zur Pizzeria Caribia (Tf. 0566-260059) an der Strandstrasse nach Follonica tragen würden ... und wen trafen wir unterwegs? die Gislers! Sie waren braungebrannt und bereits eine Woche im Golfo del Sole.

Sonntag, 8. Mai: Follonica - Riotorto - Casalappi - Montioni - und zurück (54 km)

Frei lebende Wildschweine auf Montioni
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20 Wildschweine und Lukas: Unerwartet kamen sie aus dem Wald heraus

Aus Respekt vor dem kühlen Wind verschoben wir den Start auf 10:30 Uhr. Aber die Angst war unberechtigt, denn wir konnten ohne Armlinge starten. Es sollte eine Einführungs-Etappe werden. Die Strecke kannten wir ja alle und so gab es ausser ein paar neu-asphaltierten Stellen und den Giro d'Italia Flaggen als Werbung für die kommende Mittwochs-Etappe nichts Neues zu entdecken. Oder doch?

Beim Kaffee-Halt in Montione wurden wir unverhofft von einem leichten "Getrappel" überrascht und wenige Meter von uns entfernt kamen 6-7 erwachsene Wildschweine mit ihren 12-13 niedlichen Frischlingen aus dem Gebüsch hervor. Neugierig schauten sie uns und unsere Rennräder an. Auch für die Schweine war unsere Anwesenheit eine Ueberraschung. Unsere farbigen "Kostüme" müssen ihnen gefallen haben. Eine Sau machte sich am Rad von Manuela zu schaffen und leckte ihr SPD-Pedall genussvoll ab. Sie hatten keine Angst und liessen uns bis auf wenige Zentimer an sich herankommen.

Auf den obligaten Schlussprint auf der Zielgeraden des Goldo del Sole haben wir verzichtet, denn Dominique hatte zwischen November letzten Jahres bis vor 3 Wochen eine schwere gesundheitliche Phase hinter sich und war froh, überhaupt mit uns zu sein und diese Etappe problemlos hinter sich gebracht zu haben. Er hat sich von da an Tag für Tag gesteigert, als ob sein mehrmonatiger Boxenstop ihm gut getan hätte.

Montag, 9. Mai: Follonica - Scarlino - Gavorrano - Grilli - Ampio - Castiglione della Pescaia - Follonica (92km)

Wunderbares Wetter lachte uns entgegen, als wir um 10 Uhr in Richtung Süden abfuhren. Die ersten paar hundert Meter führten uns über die blau-bemalten Velowege nach und ausserhalb Follonica, dann durch die Maremma und weiter ins Landesinnere. Immerfort belästigt durch den starken böigen Gegenwind. Es klingt immer noch in meinen Ohren, wie Manuela in der Auffahrt zum letzten Hügel vor Follonica rief: "Hilfe, es bläst mich um!" Aber sie konnte sich schlussendlich doch auf den Beinen resp. Rädern halten.

Dienstag, 10. Mai: Follonica - Riotorto - Montioni - Naturschutzgebiet - Valpiano (Essen) - Cura Nuova - Follonica (60 km)

Höhepunkt und unvergesslich war die rasante Heimfahrt im Stile der Giro d'Italia Grössen auf der neuen Strasse zum Follonica-Kreisel: Die Köpfe tiefgesenkt mit Blick aufs vor einem rollende Hinterrad, der Tacho pendelte dabei zwischen 35 und 50 km/h, dank des starken Rückenwindes.

Die von mir gar nicht geliebten Kamel-Höcker im Naturschutzgebiet habe ich recht bravourös hinter mich gebracht. Dabei kam mir bestimmt mein guter Trainigszustand mit vielen Kilometern zu Hilfe, aber auch die kleinen Gänge meines neuen Rennrades. Bei der nachfolgenden Fachdiskussion mit André wurde mir konstatiert, dass meine 12.5 cm Kurbel sonst nur von Profis getreten wird ......

Abends waren wir alle Gast bei "Gabriella und Domenico" (Buchs) zum feinen Salat- und Spaghetti-Essen. Bis spät in die Nacht sassen wir draussen bei angenehmer Temperatur und wunderbarem Blick aufs Abendrot über dem weiten Meer.

Radrennwoche in Follonica
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André und Dominique nützen eine Rennpause

Mittwoch, 11. Mai: Follonica - Riotorto - Suvereto - Sassetta - Bärental - Riotorto - Follonica (75 km)

Auf die Besichtigung des Giro d'Italia, dessen heutige Etappe ganz in der Nähe von Piombino über Riotorto nach Orvieto führte, haben wir verzichtet. Bereits bei unserem Start war es angenehm warm. Die kalte Bise der Vortage war abgeflaut.

Sassetta stand auf dem Programm. Der 15 km lange Aufstieg von Suvereto nach Sassetta war wie gewohnt einmalig. Unzählige Kurven mit Anstiegen und flachen Passagen durch den Wald bis zum höchsten Punkt Sassetta wechselten sich ab. Zurück ging es auf direktem Weg über das Bärental zum "Pappasole", nur 5 km vom Golfo del Sole entfernt. Dort widmeten wir drei Männer, Dominik, Andre und der Schreibende, uns dem fruchtigen Wein, dem feinen Salami, Mortadella, Käse und fachsimpelten über Kränze, Sättel und Speichen ...

Donnerstag, 12. Mai: Follonica - Riotorto - Montioni - Naturschutzgebiet - Valpiano - Cura Nuova - Follonica (63 km)

Traditionsgemäss hätte gestern der Ruhe-und Shopping-Tag sein sollen. Weil das Wetter aber derart wunderbar war, haben wir alles auf heute verschoben und zu einem Packet zusammengefasst: Einer "leichten" Ausfahrt mit dem Rennrad zum Sumi-Velogeschäft, wobei wir dieses von Hinten über Montioni und das Naturschutzgebiet anfuhren. Beim Sumi wollten wir uns den "Gluscht" holen für den Nachmittag.

Unterwegs kam es im Naturschutzgebiet zu einem dramatischen Angriff einer etwa 1.5 m langen aggressiven grünen Schlange auf André und den Schreibenden. Ihr Kopf mit den Biss-Zähnen schoss nur wenige Zentimeter an meinem Fuss auf dem PSD-Pedal vorbei. Mutig war das Verhalten der hinter uns fahrenden Manuela. Obwohl am ganzen Körper zitternd, stieg sie tapfer vom Rad, um nötigenfalls dieses im Kampf gegen die Schlange einzusetzen, aber diese flüchtete ins nahe Gras. (Bem: Musste Harry Potter nicht auch einen Kampf gegen eine feuerspeiende Schlange bestehen?)

Am späteren Nachmittag ging es mit dem Auto zum real Geld verschlingenden Shopping. Im Weinkeller "La Cura" füllten wir uns die Lager mit dem exzellenten "Brecce Rosse 2009" à €9.90 und Olivenöl auf. Im "Novella" kauften wir den leckeren Wildsau Salami/Salamettis und als Höhepunkt unserer Kauf-Orgie musste sich der "Sumi-Veloshop" von Sumi-Trikots, Rennhosen, 20"-Reifen und Handschuhe trennen. Besonders gefallen haben uns die Carbon-Rennräder und -Mountainbikes der Preisklasse zwischen € 1'400 - 4'300. Als Belohnung gabs dann in der "Villa la Boccia" unterhalb von Massa Marittima ein feines Essen mit allem Pi-Pa-Po.

Freitag, 13. Mai: Ruhetag - Shopping auf dem Markt in Follonica - Besichtigung Massa Marittima

Wir hatten den heutigen Ruhetag verdient und freuten uns auf den Abend, denn wir wussten, dass Gabi uns ein wunderbares "Risotto al Funghi" mit den Vorspeisen Salat und Melonen mit Parma-Schinken offerieren würde. Es war einfach lecker.

Der Schreibende begab sich derweil bereits am Morgen mit dem Auto zum Städtchen "Massa Marittima" auf Fotopirsch. Die Basilika, die Stadt-Befestigung aus dem Mittelalter, die vielen engen Gässchen und die alten sehenswerten Eingangstüren hatten es mir angetan. Auf der Rückfahrt machte ich noch einen Abstecher auf die grosse Pferderennbahn in Follonica, wo eben ein Concours stattfand.

Samstag, 14. Mai: Rückfahrt nach Istrien ..... Arrivederci Follonica (710 km)

Nach 1 Woche bin ich, der Schreibende, nach Istrien zurückgereist, wo ich die nächsten 100 Tage residieren werde. Es war wiederum eine wundervolle Woche. Vielleicht sogar eine der schönsten in Follonica, denn es war weder zu heiss noch zu kühl. Für mich ist klar, nächstes Jahr komme ich vom 5. - 14. Mai 2012 wieder.

Mail an Max Lehmann
Schafmattweg 13, 4102 Binningen
Tf: ++41-79-413 96 26
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