Sept. 2016: München ich komme: Vom Hofbräuhaus, zur Hundertwasser-Brauerei und via Café Winklstüberl zum Oktoberfest
(Teil meiner Autobiografie "Ich habe gelebt !" Letzte Aenderung: Version 1.0 vom 24. Sept. 2016)

zu Gast bei Reinhard und Sieglinde
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Im 1971 war ich zum ersten Mal in München und erinnere mich noch bestens an die Bauarbeiten der Untergrundbahn für die im 1972 stattfindenden Olympischen Spiele. Ueber die heutigen Prachts-Flanierstrassen konnte damals wegen der tiefen Löcher nur noch beschränkt spaziert werden. Es sollte dann bis in die Jahre 1992, 1998 und 2003 dauern, bis es mich wieder nach München verschlug. Edith und Heinz Rehlen luden mich zu sich ein. Seither gehört München zu eine der ganz wenigen Orte, in denen ich mir vorstellen könnte, zu wohnen.

Bereits letztes Jahr war ein weiterer Besuch geplant. Ihn musste ich wegen meiner Augen-Operation verschieben. Am Dienstag, den 13. Sept. 2016 war es dann so weit. Während ich die letzten Male mit dem Flugzeug nach München flog, führte mich diesmal mein Skoda mit Hilfe des Navigationsgerätes von Basel über St. Gallen, Diepoldsau nach München Freimann, wo ich nach 4½ Stunden Fahrt um 14:30 Uhr von Edith und Brigitte, der Tochter von Heinz, begrüsst wurde.

Ich hatte Glück mit dem Wetter. Ausser am letzten Tag, dem Samstag, durfte ich wunderbares Wetter mit blauem Himmel geniessen. Es war warm und erlaubte das Tragen von Short und Shirts. An meinem letzten Tag regnete es dann in Strömen. Für mich Glück im Unglück, denn ich konnte mich meiner Vorliebe "Fotografie bei Nacht und nassen Strassen" widmen.

Es war eine harte Woche. Heinz und Edith waren voll-fit und kamen direkt von einem 1-wöchigen Trainingslager im Tirol. Sie liessen keine Treppe aus, um mich diese hinauf zu jagen. Die beiden bitteren Höhepunkte waren die 81-Stufen der engen Wendeltreppe in der Befreiungshalle und am letzten Tag die rund 100 Stufen auf der gestoppten Rolltreppe vom U-Bahn-Trasse zur Strassen-Oberfläche des Marienplatzes. Beide Mal explodierte mein Puls und ich schnappte nach Luft. Ich kann jedoch beruhigen. Beim Schreiben dieser Zeilen fühlte ich mich wieder fit und stellte fest: Ich hatte keinen Schaden in München genommen. Auch mein Körpergewicht blieb gleich wie vorher.

Edith und Heinz haben mir viel geboten. Meine Interessen und meine Fotografier-Leidenschaft konnte ich voll ausleben. Rund 700 Fotos habe ich geschossen, 42 konnte ich für diesen Bericht gebrauchen. Wir besuchten die Kuchlbauer Brauerei mit dem Hundertwasser-Turm in Abensberg, die bereits erwähnte Befreiungshalle, das Markus Wasmeier Freilichtsmuseum in Schliersee und auf dem Heimweg das Winklstüberl, die BMW-Welt und -Museum, die Neue Pinakothek, den Ratskeller, das Karl Valentin-Museum und schlussendlich den Einzug der Wirte samt dem Oktoberfest. Unvergesslich und vorallem belustigend war die Schickimicki Opening-Party der H'ugo's Pizzeria.

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Kulinarisches und Bier-Tradition

"München gleich Bier, Haxen und Sauerkraut". So lautet das gängige Image dieser unsäglich vielseitigen Grossstadt. Eine Weltstadt mit nur 1.3 Mio Einwohnern. Wer hätte dies gewusst? Auf Schritt und Tritt findet man die berühmten bayrischen Biergärten, aber auch Spezialitäten-Restaurants, die alle Arten asiatischer Küchen anbieten. Selbstverständlich habe ich auch den Dallmayr und das Schuhbeck-Imperium besucht, aber nur von aussen. Ich hielt mich eher an die typischen bayrischen Spezialitäten wie Haxen, Spare-Ribs, Siedfleich und die Brotzeit in Biergärten, dem Ratskeller und dem Hofbräuhaus.

Ergötzliches: Rentner haben es gut

In München geht es einem Rentner gut. Man geniesst an vielen Orten Vorteile. Die Eintritte im BMW-Museum, in der Pinakothek und auch im Karl Valentin Museum waren um etwa 20-30% tiefer! Ich musste nicht einmal einen Ausweis vorlegen. Im BMW-Museum meinte eine "härzige" Asiatin an der Kasse mit all ihrem Charme: "Nein sie brauchen keinen Ausweis, ich sehe es !!!!!"

Oft haben wir gelacht. Meistens über uns selber. Das erste Mal, als Heinz auf dem Weg zur "Hundertwasser-Brauerei" die Autobahn-Ausfahrt verpasste, via nächste Ausfahrt fluchend wieder zurückfuhr und dann mittels Mercedes-Navigationsgerät zum 2. oder 3. Mal dieselbe Strecke wieder zurückfuhr. In der Tat ist es für die Navis schwierig, aus den unzähligen Strassen in Bayern die richtige zu finden.

Das zweite Mal lachten wir, weil Heinz im Karl Valentin-Museum die 3 Stockwerke über die Wendeltreppe nochmals hochklettern musste, weil er seine Kappe und seinen Geldbeutel auf dem Tisch vergessen hatte, auf dem ich soeben Weisswürstl ass.

Ich dachte bereits, "der gute Heinz ist eben etwas älter als ich" .... und die Strafe folgte bereits im Hofbräuhaus, als ich zurückgehen musste, weil ich meinen Regen-Schirm vergessen hatte. Dazu noch eine weitere kleine Geschichte aus dem Hofbräuhaus: Als wir aufbrechen wollten, suchte Heinz überall seine Kappe. Er suchte sie in seiner Windjacke, kletterte unter den Tisch und suchte auch unter der Sitzbank. Sie schien sich aufgelöst zu haben ..... bis ich mich erhob und siehe da: Ich sass auf seiner vermissten Kappe.

Autoring um München
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Dienstag, 13. Sept: Hinfahrt und erster Tag

Die 3 Länder Schweiz, Oesterreich und Deutschland, die ich durchfuhr waren aus Sicht des Autofahrers unterschiedlicher, als ich geahnt hätte. Jedes Land hatte seine typischen Eigenheiten. Im österreichischen Vorarlberg wurde ich am Ende der Autobahn kurz vor der Grenze nach Deutschland von der ASFINANZ, der Autobahn-Betreiberin", angehalten und auf einen gültigen Maut-Kleber kontrolliert. Eine irritierende Begrüssung im Nachbarland, denn an meiner Windschutzscheibe klebte die österreichische Vignette. Zudem war der Beamte nicht eben höflich. Er zeigte mit Arroganz seine sichtliche Macht über mich. Nur wenige Kilometer später konnte ich die Deutsche Gründlichkeit erkennen: Bei einer Baustelle war jedes Signal mehrfach vorhanden. 3 Geschwindigkeits-Beschränkungen, 3 Ueberholverbote etc. Wen wundert es, dass man in Deutschland vor lauter Signale die einzelen Beschränkungen gar nicht mehr realisiert. Das Auge ermüdet rasch ob der vorbeihuschenden Signale.

Nach der herzlichen Begrüssung und dem Reinschleppen meines umfangreichen Gepäcks, ich musste nämlich Kleider für schönes Wetter und das zu erwartende Regenwetter mit mir führen, ging es mit einem vom Nachbarn entlehnten Damenrad in einen Biergarten im Englischen Garten zu einer Brotzeit. Wie es in München üblich ist, brachten Edith und Heinz die Tischdecke, Teller und die Esswaren wie Wurst, Käse, harte Eier, geraffelte Rettiche, Salz, Senf etc mit. Einzig das Bier haben wir im Biergarten gekauft. Als Ueberraschung trafen wir dort Reinhard, bei dem ich in meinem ersten Münchner-Jahr 1992 übernachten durfte.

Edith, Heinz und Reinhard
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Allianz-Arena und Klettergarten

Es war Champions-League-Abend. Bayern München spielte gegen das russische FK Rostov. Mit dem Rad führte mich Heinz am Abend zur rot beleuchteten Allianz-Arena. Ein sehenswerter, futuristischer Bau der Basler-Architekten "Herzog & de Meuron" für über 70'000 Zuschauer. Der grösste Teil der Bayern-Fans kam in den roten Bayern-Shirts. Viele mit Fahrrädern. Eine farbenfrohe Welt.

Das Denkmal des FC Bayern
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Von hier aus fuhren wir weiter zum weltgrössten Kletter-Garten des Deutschen Alpen Vereins in Thalkirchen. Erstaunlich die vielen weiblichen Kletterer, die die hohen teilweise überhängenden Wände hochkletterten. Noch erstaunlicher: Ich sah keinen, der abstürzte und vom Sicherheitsseil aufgefangen werden musste. Alle kletterten bis zum höchsten Punkt, oder brachen ihr Vorhaben bewusst ab.

Mittwoch, 14. Sept.: Kuchlbauer Hundertwasser-Brauerei, Befreiungshalle

Weissbierbrauer Kuchlbauer
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Bier und Kunst beim Weissbierbrauer Kuchlbauer

In der Kuchlbauer-Brauerei in Abensberg hat der österreichische Künstler Friedensreich Hunderwasser seine grossartigen künstlerischen Ideen zurückgelassen. Auf Schritt und Tritt in- und ausserhalb der Brauerei findet man die typischen Hundertwasser Farben- und Formen-Vielfalt.

Der Höhepunkt der Brauerei-Besichtigung war der 35 m hohe Hundertwasser-Turm mit der goldenen Kuppel. Ursprünglich sollte dieser Turm über 70m hoch werden, jedoch das Amt für Denkmalpflege versagte deren Bewilligung "Ein Turm oder Gebäude dürfe nicht höher sein, als die jeweilige Kirche im Dorf". Heute vermutet man nach den Erfahrungen und den Kosten für den 35m-Turm, ein 70m Turm hätte vermutlich zur Insolvenz der Brauerei geführt.

Hundertwasser war kein Architekt und Statiker. Er verstand davon nichts. Er war Künstler und Designer. Seine Ideen verwirklichten Architekten in seinem Sinne und unter seiner Kontrolle. Peter Pelikan und seine Frau waren die Architekten beim Kuchlbauer. Sie bauten und verwirklichten anhand der Skizzen und Zeichnungen von Hunderwasser die Gebäude und Räume.

Zur Gestaltung seiner Installationen und Gebäude benutzte Hundertwasser Materialien aus der Brauerei. Zum Beispiel die Flaschenböden oder halbe Flaschen aus der Produktion.

Im Inneren des Hundertwasser-Turm
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Installationen im Inneren der Weissbierbrauerei Kuchlbauer
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Befreiungshalle in Kehlheim

Unvergesslich bleiben mir die 81 Stufen in der engen Wendeltreppe hinauf zur Galerie. Das dumme für mich war, dass hinter mir ein jüngerer Mann herstapfte und ich nicht ausschnaufen konnte, denn überholen konnte man auf der engen Wendeltrepe nicht. Oben angekommen, war ich ausser Atem und kämpfte bei den ersten Schritten gegen Schwindel.

Errichtet wurde die Befreiungshalle im Andenken an die gewonnenen Schlachten gegen Napoleon während der Befreiungskriege in den Jahren von 1813 bis 1815. Auftraggeber des Baus war König Ludwig I. von Bayern.

Leider war der grösste äussere Teil und die obere Aussichtsplattform des imposanten Prunkbaus wegen Renovation abgedeckt resp. geschlossen. Aber das Innere war gewaltig und prunkvoll, aber auch kalt, ja eiskalt.

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Nachts in München - SchickiMicki - Ratskeller

"Immer solltest einen Foto-Apparat bei Dir haben" So lautet mein Motto, immer falls machbar. Auch diesen Abend habe ich meine grosse Canon-Spiegelreflex mitgenommen. Nachtaufnahmen sind immer spannend, vorallem, wenn man die DIN-Zahl auf 5'000 und höher einstellen kann. Ich nutze meinen Blitz so wenig wie möglich, denn deren Bild sind kalt und unnatürlich.

SchickiMicki in München
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Als wir beim Promi-Luxus-Hotel "Bayrischer Hof" vorbeikamen, fielen mir 2 schwarzen Ferraris auf. Schwarze Farben sind nachts nicht unbedingt fototauglisch. Als ich mich jedoch umdrehte, sah ich unweit von mir einen roten Ferrari, der von einem Taxi-Scheinwerfer beleuchtet wurde. Im Laufschritt rannt ich zu diesem Objekt und sah zu meinem Erstaunen rechts neben mir einen Aufmarsch von Stars und Sternchen, von Schickimicki's. Flugs überkam mich mein Jagdtrieb und unvermittelt stand ich zwischen den unzähligen Profi-Foto-Kollegen, die mich erstaunt anschauten. Wie sagte doch Heinz anschliessend: "Max mit seinem weit herausfahrenden Zoom-Objektiv hat auch bei Frauen Interesse hervorgerufen!"

Was war los? Das Promi Lokal "H'ugo's Pizzeria" lud ein zu seinem Re-Oppening nach einem längeren Umbau. Es kamen Männlein und Weiblein. Alle hübsch und cool gestyled. Die Frauen waren eine hübscher als die andere. Mein Objektiv vibrierte, der Verschluss klickte ununterbrochen. Ich versuchte mein Bestes, musste aber fortwährend meinen Platz gegen die männliche Profi-Konkurrenz behaupten. Eine "Sternchen" hat uns ganz besonders gefallen. Es ist ja gut, dass die Geschmäcker unterschiedlich sind.

SchickiMicki in München
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Nach diesen aufregenden Momenten, auch Edith und Heinz konnten sich denen nicht entziehen, begaben wir uns durstig über den Marienplatz in den Ratskeller zu einem feinen "lieblichen Glas Wein". In unzähligen Räumen und Nischen kann man sich mit Freunden zusammensetzen. Ein schöner Ort auf mehreren Ebenen.

München by Night
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Donnerstag, 15. Sept.: Markus Wasmeier Freilichtmuseum - Winklstüberl

Markus Wasmeier Freilichtmuseum in Schliersee

Wer kennt nicht Markus Wasmeier, den grossartigen sympathischen Skirennfahrer aus Deutschland? Auf rund 60'000 Quadratmetern konnten wir eine unvergessliche Reise in eine authentische Vergangenheit von bis zu 300 Jahre erleben. Alle Häuser waren Originale und zum Teil von weit her transportiert und restauriert worden. Alle mit Schindeldach und schweren Steinen als Beschwerung.

Markus Wasmeiers Freilichtmuseum
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Café Winklstüberl in Fischbachau

Bumsvoll und besetzt waren die Aussentische des Winklstüberls. Im Innern des Hause befand sich an den Wänden eine Sammlung mit über 781 Kaffee-Malwerke aller Grössenordnungen. Die grosse Spezialität des Hauses waren seine Torten. Es gab die schweren Creme- und Käse-(Quark)-Torten, aber auch die feinen Früchte-Torten. Ich entschied mich für die Johannisbeer-Torte mit wenig Creme und süssem Eiweiss-Schaum. Ein Gedicht für jeden Feinschmecker.

Die Gäste kamen nicht nur in normalen Autos, auch auf Motorrädern mit Renn-Ledercombis, in Viper-Sportwagen und in grossen Bussen. Das Winklstüberl ist ein einmaliger und leckerer Ausflugstreff.

Zier-Kürbisse
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Freitag, 16. Sept.: Ein Tag in München

BMW Welt, Múnich, Alemania16
BMW Welt

BMW-Welt und Museum

Draussen in Sichtweite des Olympia-Stadions hat sich BMW zwei grosse Denkmäler gebaut, die BMW-Welt und das BMW-Museum. Beide sind über die U-Bahn erschlossen.

Ein Gegensatz zu den tollen BMW's
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Die "BMW Welt" ist eine kombinierte Ausstellungs-, Auslieferungs-, Erlebnis-, Museums- und Eventstätte, in direkter Nähe zum Olympia-Park. Die BMW-Welt und das -Museum stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Konzernzentrale, zum BMW Museum, zu BMW Group Classic und zum BMW-Werk München. Durch den Bereich der Fahrzeugauslieferung soll der Dialog mit Kunden und Besuchern verstärkt werden, zudem soll dem Kunden für die Abholung seines bestellten Fahrzeugs ein besonderer Erlebnisrahmen geschaffen werden.

Bereits von aussen sieht die BMW-Welt aus wie ein futuristisches Gebäude in Form eines Raumschiffes. Und innen Luxus pur, wenn man von der einfacheren Mini-Marke absieht. Die grosse Mehrheit der Besucher waren Asiaten und Araber. Wie Kinder setzten sie sich in die Luxus-Karossen und liessen sich dabei fotografieren.

Die BMW Welt wird auch als Ausstellung für die aktuellen BMW-Modelle verwendet. Die BMW-Motorräder, die BMW-Autos, der Rolls Royce und die Mini's bildeten ein prächtiges Eldorado für Auto-Fans.

BMW-Welt
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Genau gegenüber auf der anderen Seite der breiten Strasse findet man das typische Gebäude des "BMW-Museums". In dem architektonischen Prachtsbau hat BMW etwa 125 der wertvollsten und attraktivsten Autos, Motorräder und Motoren ausgestellt.

BMW-Museum
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Neue Pinakothek: Die Museumswärter

Jedes Mal in München besuche ich einer der 3 (oder sind es mittlerweilen 4?) Pinakotheken. Kunstsammlungen von ausserordentlicher Bedeutung. Die ausgestellten Kunstwerke Weltklasse! Jedesmal ein Erlebnis und empfehlenswert. Die Kassiererinnen sind sehr nett und zuvorkommend.

Die Museumswärter in der Münchner Pinakothek sind ein eigenes Volk. Man könnte meinen, vor einem steht eine Statue, derart unbeweglich und leerem Blick-Kontakt stehen sie im ihnen zugeteilten Museumsraum. Manchmal erwachen sie aber aus ihrer Starre und bewegen sich. Sie watscheln im Kreis herum auf ihren Plattfüssen. Alle müssen Plattfüsse haben. Ihre dunkeln Hosen sind zu lang und stehen auf den Schuhen wie eine Handorgel auf. Mit ihrer weissen krankhaften Gesichtsfarbe konkurrieren sie mit den Marmor- und Gipsstatuen. Ihr Haltung ist gebückt. Man hat das Gefühl, dass sie immer an etwas studieren und in einer anderen Welt leben. Wie lange muss für sie ein Arbeitstag dauern. Als ich den einen grüsste, erschrak er zu Tode. Dies hat er bestimmt schon lange nicht mehr erlebt, dass man ihn angesprochen hat. Karl Valentin lässt grüssen, als wäre der Museumswärter bereits 200 Jahre alt.

Neue Pinakothek
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Beim Reinhard und Sieglinde

Eine Münchner Brotzeit
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In den früheren Jahren fuhren wir mit dem Rad zu Reinhard und Sieglinde. Wir testeten damals jedesmal die Erdanziehung kombiniert mit dem Alkohol und fanden uns das eine oder andere Mal am Boden wieder. Einmal lagen wir sogar mitten auf einer Kreuzung. War dies eine lustige Zeit !!!! (Klar, wenn man ein paar Promille zu viel hatte!)

Wir wurden in der Zwischenzeit älter und reifer. Deshalb machten wir uns zu Fuss zu Reinhard und Sieglinde. Quer über Schnellstrassen und durch dichte Wälder. Gekleidet mit einer Regenjacke und dem Regenschirm unter dem Arm. Nach wunderschönen Tagen mussten wir leider mit einem Wetterumschwung im Laufe der Nacht rechnen. Es war Vollmond.

Der grosszügig mit Wurst, Aufstrichen, Käse, Radiesschen gedeckte Tisch liess all mein Wasser in meinem Munde zusammenlaufen. Wir hatten uns so viel zu erzählen, denn es waren über 10 Jahre her, seit ich das letzte Mal die beiden gesehen habe. Und zu guter letzt kleideten sie mich in eine kunstvoll gestickte Lederhose für die morgige Eröffnung des Oktoberfestes mit dem "Einzug der Wirte". Leider war es dann am folgenden Tage derart regnerisch, dass ich diese Hose nicht anzog. Sie hätte unter den katastrophalen Wetterverhältnissen zu stark gelitten.

Samstag, 17. Sept.: München und Oktoberfest bei Regen

Bereits auf dem Heimweg von Reinhard und Sieglinde hat es geregnet. Die ganze Nacht regnete es weiter. Trotz dieser widrigen Umstände machten wir uns am Samstag-Morgen auf den Weg in die Stadt.

Einzug der Wiesn-Wirte und Brauereien

Es ist der festliche Auftakt zum offiziellen Oktoberfestbeginn. Blumengeschmückte Kutschen mit den Wirten der Oktoberfesthallen und ihren Familien, herausgeputzte Festwagen mit Maßkrug schwenkenden Kellnerinnen, und die prunkvollen Prachtgespanne gezogen durch 6 Kaltblüter der Münchner Brauereien ziehen auf die Theresienwiese.

Heinz fand einen guten Platz direkt an der Schiller-Strasse. Links und rechts Polizei. Der Umzug begann mit den Polizei-BMW-Autos, einem unter Gelächter folgenden Polizei-MINI und einer Pferdestaffel der bayrischen Polizei. Dann folgten die Musikkapellen und die Pferdewagen.....und zu guter letzt die Münchner Strasssenreinigungswagen, die die Pferdeäpfel wieder einsammelten.

Einzug der Wirte
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Karl Valentin Musäum im Isartor

Dorthin wollte ich schon lange, ins "Valentin Karstadt Musäum" im Isartor. Das "ä" ist kein Schreibfehler, So nennt und schreibt sich die grotesk-komische Sammlung des Universalgenies Karl Valentin mit seiner Partnerin Liesl Karstadt. Hier fand ich den berühmten "Nagel, an den er seinen Schreinerberuf hing", oder den sehr "seltenen Tropfen Beamtenschweiss".

Kunst kommt von können,
nicht wollen ...
sonst müsste es ja Wunst heißen
(Karl Valentin)

Das Tragische an der Lebensgeschichte von Karl Valentin ist, dass er am Rosenmontag 1948 unterernährt an einer Lungenentzündung verstarb, als er die vorige Nacht in einem ungeheizten Theater eingeschlossen wurde.

Im Isartor über 3 Stockwerke ist das Karl Valentin Museum untergebracht. Zuoberst im Turmstüberl ein kleines Restaurant. Dort ass ich eine weitere Münchner-Spezialität: 2 Weiss-Würstl mit Knödel und einem feinen Weissbier und süssen Senf. Es hat wunderbar geschmeckt. Früher mussten diese Würste vor 12 Uhr gegessen werden, denn man kannte noch keine Kühlschränke. Heute ist dies kein Problem mehr.

Essen im Hofbräuhaus

Ich musste es einfach, eine echte gebratene Haxe mit einem Knödel essen. Vor dem Besuch der Wiesn begaben wir uns ins Hofbräuhaus. Nicht in den Keller, der war für mich zu laut und nüchtern ungeniessbar war, sondern in den 1. Stock, wo man ohne Gegröhl sitzen und essen konnte.

Fotosession auf der Theresien-Wiese

München ohne Besuch des Oktoberfestes ist eigentlich undenkbar. Der Besuch in einem der Bierzelte stand hingegen nicht im Vordergrund. Alle Zelte waren abends bumsvoll, ein Eintritt undenkbar. Eine Fotosession bei Nacht war mein ursprüngliches Ziel. Dass es nun auch noch regnete, hat mein ganzes Vorhaben noch reizvoller gemacht. Die Spiegelungen der farbigen Lichter auf den nassen Strassen brachten eine einmalige Atmosphäre aufs Bild.

Der intensive Regen hatte aber auch seine Nachteile. Jeweilen nach wenigen Fotos musste ich die Kamera mit einem Papiertaschentuch trocknen. Und trotzdem haben ein paar Wassertropfen auf dem Objektiv einige Bilder vermiest. Meine Ausbeute war jedoch gewaltig: Theresien-Wiese bei Nacht und Regen

Dieses Jahr waren die Sicherheitsvorkehrungen auf den Wiesn massiv erhöht worden. Rucksäcke waren verboten. Beim Eintritt wurde jedermann intensiv kontrolliert. Meine Fototasche, die ich unter meiner Windjacke trug, wurde akribisch untersucht. Aber auch auf dem grossen Gelände waren viele Sicherheitsleute und Polizisten unterwegs.

Unvergesslich, wie 3 Wiesn-Besucher, die sich irgendetwas schlimmeres geleistet hatten, vielleicht waren es Taschendiebe, von einer Gruppe Polizisten und Sicherheitsleuten geschnappt und innert Sekundenbruchteilen auf den Boden geschleudert wurden, bis dann die Handschelllen zuschnappten. Es war wie in einem Tatort-Krimi, nur viel schneller. Da dies nur wenige Meter neben mir geschah, sehe ich immer noch das Gesicht des einen, wie es auf den nassen Boden gepresst wurde und er sich keinen Deut bewegen konnte. Die Polizisten nahmen keine Rücksicht auf Gesundheit und kleine Schürfungen.

Es gab aber auch anderes und schöneres zu sehen. Dirndl über Dirndl. Die Frauen und Girls verdeckten ihre Dirndls nicht mit einem Regenmantel. Nein sie schützten sich höchstens mit einem Schirm. "Sehen und gesehen werden" hiess ihr Motto.

Besoffene gab es auch. Sie brauchten viel Platz. Die Ärgsten, die sich nicht mehr auf den Beine halten konnten, wurden von den Maltesern oder der Polizei auf einer Bahre ins Trockene gebracht. Eine Nacht in der Ausnüchterungszelle kostet gem. Bussenkatalog Euro 50 plus Reinigungkosten je nach Umfang. Den letzten Besoffenen, den wir sahen, hing in der Untergrundbahn an der Wand und hielt sich an einem Wegweiser fest. Ich vermute, dass er bald zusammengesackt und an Ort und Stelle seinen Rausch ausgeschlafen hat.

Theresienwiese by Night
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Sonntag, 18. Sept. Heimfahrt

Ich hatte wunderbare Tage bei Heinz und Edith erlebt. Das Wetter war bis zum Freitag-Abend einzigartig. Auch auf der Heimfahrt regnete es bis zum Bodensee in Strömen. Dies hatte den Vorteil, dass sich nicht so viele Autofahrer auf die Strasse wagten. Nach 4 Stunden war ich zu Hause, genau 5 Minuten vor dem Stat zum F1-Rennen in Singapur.

Liebe Edith und Heinz. Es waren wunderbare Tage bei und mit Euch. Ich komme gerne wieder. Danke vielmals!

 

 

Autobiografie von Max Lehmann
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